1905

In meinem Klavierabendprogramm "1905" wage ich das Experiment, Werke aus nur einem Jahr in einem Programm zu vereinen und dabei zu zeigen, wie unterschiedlich Anfang des 20. Jahrhunderts für Klavier komponiert wurde.

Während Max Reger 1905 changierend zwischen klassischem und romantischem Stil seine Sonatinen komponierte, schlug Mikolajus Čiurlionis in Litauen einen spätromantischen Tonfall an. Seine 3 Préludes op. 20 basieren alle auf einem Thema, das in unterschiedlichen rhythmischen Gestalten die drei Préludes prägt. Čiurlionis ist Litauens Nationalkomponist (und -maler!), in Deutschland allerdings kaum bekannt. Ein weiterer Vertreter der Nationalmusik, allerdings der spanischen, ist Isaac Albéniz, dessen erstes Heft von "Iberia" im Dezember 1905 vollendet wurde.

Völlig anders und sehr modern dagegen ist Charles Ives' nur halb ernst gemeinte "Three-page-sonata" zwischen Atonalität und Tonalität, romantischem Gestus und Marching Band-Anklängen.

Leoš Janáčeks Sonate "1. X. 1905" ist wohl das Werk, das am engsten mit 1905 verwoben ist. Janáček schrieb es anlässlich des Tods eines Arbeiters bei Demonstrationen für eine tschechische Demonstration in Brno. Diesem düsteren und ergreifenden Werk folgen mit Maurice Ravels Miroirs eines der Meisterwerke des französischen Impressionismus, des vermutlich prägendsten Musikstils dieser Zeit.

Programm

Max Reger - Sonatine e-Moll op. 89 Nr. 1

Mikolajus Čiurlionis - Drei Préludes op. 20

Isaac Albéniz - Cuaderno 1 aus "Iberia"

Charles Ives - Three-page sonata

 

Leoš Janáček - 1. X. 1905

Maurice Ravel - Miroirs